Zum Kompetenzbereiche "Bewertung" existieren bis jetzt nur wenige Unterrichtskonzepte oder
Lernaufgaben, welche die Förderung von der Kompetenz "Bewertung" im Physikunterricht möglich
machen.
Deshalb stand am Anfang der Arbeit einer Auseinandersetzung mit dem Begriff der Bewertungskompetenz in den KMK-
Bildungsstandards Physik 2004, in der EPA Physik 2004 und in dem Bremer
Bildungsplan für die gymnasiale Oberstufe Physik 2008. Außerdem wurden zwei Kompetenzmodelle der Biologiedidaktik, das
Göttinger Modell zur Bewertungskompetenz im Kontext nachhaltiger Entwicklung von
Bögeholz und Eggert (2006) und das Modell für Werte-Dilemmata-Situationen von
Hößle (2007), vorgestellt. Diese lassen sich aber nicht auf den Kontext Bewertung des gesellschaftlichen Nutzens von CERN anwenden, da bei
ihnen moralische-ethische Fragestellungen im Vordergrund stehen. Am Ende folgte eine ausführlichere Darstellung des ESNaS-
Kompetenzmodells.
Gesellschaftlicher Nutzen von CERN
Nun können sich einerseits bei dem Begriff "gesellschaftlicher Nutzen" die verschiedensten
Perspektiven eröffnen, andererseits handelt es sich bei der Großforschungsanlage CERN um
ein Megaprojekt. Um das Thema einzugrenzen und so die Auseinandersetzung im Schulunterricht
zu ermöglichen, wurden drei verschiedene Perspektiven - eine philosophische, eine
ökonomische und eine wissenschaftspolitische - herausgearbeitet, aus denen den Schülern ein
Zugang zur Bewertung von CERN erleichtert werden soll.
Beispiele für gesellschaftliche Fragestellung, die im Kontext der Finanzierung von CERN und Grundlagenforschung im Allgemeinen aufkommen, sind:
Philosophische Perspektive:
Welche physikalischen Fragen werden am CERN versucht zu beantworten?
Können durch die Beantwortung physikalischer Fragen auch philosophisch oder
religiös motivierte Fragen beantwortet werden?
Ökonomische Perspektive:
Was unterscheiden Unternehmen und Grundlagenforschung bzgl. ihrer Ziele, ihrer
Planungszeiträume und ihrem Umgang mit Informationen/Erkenntnissen?
Welche Gründe sprechen für eine stärkere Finanzierung von Grundlagenforschung
und welche für eine von angewandter industrienaher Forschung?
Wissenschaftspolitische Perspektive:
Wie stellt man die Konkurrenzfähigkeit der nationalen und europäischen Forschung
sicher?
Welche Großforschungsanlagen sollten finanziert werden?
Aufgaben und Textauswahl
Für jede gesellschaftliche Perspektive wurde entsprechendes Arbeitsmaterial entworfen, mit Hilfe
derer sich Schüler eigenständig mit derartigen Fragestellungen auseinandersetzen können. Das
Arbeitsmaterial beinhaltet sowohl Arbeitsaufträge als auch authentische Texte, wie
Zeitungsartikel oder -interviews, welche die benötigten Sachinformationen zur Bewertung von
CERN enthalten. Für die Auswahl der Texte wurden verschiedene Kriterien zugrunde gelegt:
Authentizität
Aktualität
Kognitive Anforderung
Unterrichtsbezug
Förderung von Kompetenz
Ausgewogenheit
Erste Erprobung und Einsatz im Unterricht
Erste Erprobungen der Aufgaben mit Physikstudenten der Bremer Universität wurden durchgeführt.
Aufgrund der Ergebnisse der Erprobung wurden anschließend sowohl die Arbeitsaufträge als auch die Texte überarbeitet.
Erprobungen im Schulunterricht sind wünschenswert, stehen bis jetzt aber aus. Verschiedene
Einsatzmöglichkeiten werden in dieser Arbeit vorgeschlagen: Eine Möglichkeit bestünde darin,
dass die Schüler entsprechend der drei Perspektiven Expertengruppen bilden und ihre Ergebnisse dem Plenum präsentieren.
Informationen zu den Aufgabenblättern (Masterarbeit Kapitel 5):
Lehrkräfte erfahren hier, wie die Aufgabenblätter aufgebaut sind,
welche Lernziele mit den Arbeitsaufträge verbunden sind und welche Erwartungen an die
Lösungen der Schüler gestellt werden (inkl. einer Musterlösung zur wissenschaftlich-politischen
Perspektive).
Die Urknallmaschine
Artikel von der Internet-Seite der Tageszeitung "Tagesspiegel" (gekürzt & neuformatiert):
Größendimension vom LHC, mögliche Schnittmengen von philosophischen Fragenstellungen und Forschung am CERN
Was die größte Maschine der Welt nicht kann
Artikel von der Interseite der Tageszeitung "Die Welt" (gekürzt & neuformatiert):
Grenzen der Forschung am CERN, philosophischer Anstrich als "Marketing"
Rechnen mit Gott - Mathematik und Religion
transkribiertes Fernseh-Interview mit Rudolf Taschner aus der Sendung "Sternstunden der Religion" (gekürzt & neuformatiert):
Bedeutung der Forschung am CERN für das Individuum
Der Urknall ist nur Marketing
Interview mit Robert Laughlin im Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" (gekürzt & neuformatiert):
Beweggründe für die Finanzierung von CERN, philosophischer Anstrich als Marketing
Nützliche Abfälle: Vom WWW zum Grid
Artikel aus dem Magazin für Computertechnik c't (gekürzt & neuformatiert):
Wirtschaftlicher Spin-Off WWW, Technische Anforderung des Forschens am CERN
Ökonomie der Grundlagenforschung und Forschung
Auszug aus einem wirtschaftswissenschaftlichen Artikel von Heidrun Hoppe (2001)(gekürzt & neuformatiert):
Verbindung von Grundlagenforschung und Technologie-Anwendung in der Industrie
Einblicke in die Chefetage eines fiktiven Dax-Unternehmens
Fiktives Gespräche zwischen dem Vorstandsvorsitzen und dem Leiter der Forschungsabteilung eines Unternehmens
Unterschiede zwischen Zielen und Planungszeiträumen von Grundlagenforschung & Unternehmen
CERN: Forscher sorgen sich um andere Projekte
Artikel von der Interseite der Tageszeitung "Die Presse" (neuformatiert):
Abhängikeit anderer Wissenschaft von CERN, wichtigere Projekte als CERN?
Kein Ausstieg bei CERN
Artikel aus der Tageszeitung "taz" (neuformatiert):
Motive des österreichischen Kanzlers für sein Veto gegen den Austritt aus CERN
Sehr geehrter Herr Bundesminister Dr. Hahn!
Offener Brief von 2 CERN Mitarbeiten an österreichischen Wissenschaftsminister (gekürzt & neuformatiert):
Folgen eines Austritts aus CERN auf Wissenschaftsstandort
LHC und ILC: Komplementäre Ansätze
Text von der Internetseite www.weltderphysik.de (gekürzt & neuformatiert):
Unterschiede zwischen Linear- und Kreisbeschleuniger, Synchrotronstrahlung
"Ich muss mir 'Illuminati' anschauen"
Interview mit österreichischem Wissenschaftsminister Hahn (gekürzt & neuformatiert):
Gründe aus CERN auszutreten, Macht von CERN öffentlichen Druck zu erzeugen